Unendliche Auszeit statt Schlusspunkt - Nikotinimmun

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Unendliche Auszeit statt Schlusspunkt

Nach dem 20. Schlusspunkt den ich gesetzt habe, wusste ich, dass die Schlusspunktmethode für mich nicht geeignet ist." Siegfried Müller

Nehme dir eine Auszeit oder mach mal Pause!
Während du mit dem Buch arbeitest, wirst du feststellen, dass sich dein Wunsch, endlich aufzuhören verstärkt. Irgendwie traust du dir aber noch nicht zu, endgültig in dein rauchfreies Leben zu starten. Du weißt nicht, wie du mit den Entzugserscheinungen umgehen kannst. Zu viele Gewohnheiten verführen dich nach wie vor dazu, zur Zigarette zu greifen.

Beim Besuch einer Fachfortbildung traf ich einen Kollegen, den ich bereits einige Jahre nicht mehr gesehen hatte. Da ich wusste, dass er auch Raucher ist, habe ich ihn in der Pause angesprochen, ob er mit mir nach draußen gehen wolle, um zu rauchen, während wir uns unterhalten.
Zu meiner Überraschung erklärte er mir, dass er seit fast zwei Jahren nicht mehr rauchen würde. Auf meine Frage, wie und wodurch er es denn geschafft hätte, seinen Schlusspunkt zu setzen, antwortete er mir, dass er keinen Schlusspunkt gesetzt hätte, sondern nur eine Pause eingelegt habe.
Diese dauerte jetzt schon fast zwei Jahre. Er wisse zwar nicht, wie lange er sich diese Auszeit noch gönnt, aber zurzeit habe er kein Bedürfnis wieder mit dem Rauchen anzufangen. Er komme aber gerne mit nach draußen, damit ich meinem Laster frönen könne. Ihn würde es nicht stören, wenn Raucher in seiner Nähe rauchten.
»Es ist der Gedanke der Auszeit, der mir den Druck eines Schlusspunktes genommen hat.« Ich sollte es doch auch so sehen, riet er mir. »Du kannst jederzeit entscheiden, wann du deine Rauchpause beenden willst. Dann wird es kein Rückfall sein, sondern eine freie und willentliche Entscheidung.«

Fühle einmal in dich hinein. Was spürst du, wenn du an einen Schlusspunkt denkst und was, wenn du daran denkst, dir einmal eine Auszeit zu nehmen?

Da ich rauchen wollte, begleitete mich mein Kollege ins Freie. Nachdem ich mir meine Zigarette angezündet hatte, stellte ich ihm die Frage, wie er denn die erste Zeit mit seinem Verlangen umgegangen sei.
»Falls du auch einmal aufhören willst, hab immer Zigaretten bei dir.«
Dann erzählte er mir die Geschichte von Kirk Douglas. Diese habe ihn dazu animiert, sich noch eine Packung zu kaufen, als er mit seiner Auszeit begann.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mir das geholfen hat, meine Panik zu beseitigen, die mich immer überfiel, wenn ich keine Zigaretten hatte. Diese Packung war immer griffbereit in meiner Nähe. Ab da störte es mich nicht mehr, wenn ich an einem Automaten vorbei ging oder an der Tankstelle die Zigarettenwand sah. Ich musste mich ja nicht gegen die Versuchung wehren, mir Zigaretten kaufen zu wollen. Ich hatte ja welche«.
»Und hattest du keine Probleme damit, dass du jederzeit rauchen konntest, wenn dich ein Verlangen überfiel?«
»Dann dachte ich daran, dass ich ja nur eine Pause mache, und stellte mir die Frage, ob ich dies jetzt beenden oder noch eine Stunde verlängern will. Anfangs habe ich die Pause mehrmals beendet und auch eine Zeitlang wieder geraucht. Manchmal einen Tag oder auch eine Woche lang."
"Hattest du denn kein schlechtes Gewissen oder Angst, es wieder nicht zu schaffen?"
"Nein, ich habe mir einfach vorgestellt, dass ich ein Lehrling bin, der sich in der Ausbildung zum Nichtraucher befindet. Wie das so ist als Lehrling, macht man am Anfang eben noch Fehler und lernt daraus. Allerdings habe ich nicht einfach nur geraucht, sondern mich weiterhin mit der Problematik des Rauchens befasst. Ich hatte ja noch einige Bücher, mit denen ich es nicht geschafft hatte, in denen habe ich hin und wieder gelesen."
"Du hast gesagt, dass du fast zwei Jahre nicht mehr rauchst. Kannst du dich an den Tag erinnern, an dem du endgültig aufgehört hast?"
"Nein, da ich meine Pausen nicht zeitlich begrenzte, dehnte ich sie unbewusst immer weiter aus. Auch diese Pause, in der ich mich jetzt seit fast zwei Jahren befinde, habe ich nicht damit begonnen, indem ich mir sagte, dass es die unendliche Pause wäre."
»Hast du dir in letzter Zeit einmal die Frage gestellt, ob du diese Pause beenden willst?"
»An meinem 60. Geburtstag tauchte sie kurz einmal auf. Ich hatte während meiner Geburtstagsfeier wohl ein Glas zuviel getrunken. Aber dann dachte ich, dass ich die Pause bis zu meinem 100. Geburtstag verlängern werde,« lachte er.
»Deine Idee werde ich übernehmen, wenn ich mit meiner Auszeit anfange«, antwortete ich und drückte meine Zigarette aus.
Auf dem Weg zurück in den Seminarraum meinte mein Kollege, ich könne doch jetzt gleich einmal mit einer Auszeit oder Raucherpause beginnen.
Während des Seminars dachte ich an meine vielen vergeblichen Versuche und Absichten, nur noch die Zigaretten in der Packung aufzurauchen und dann meinen Schlusspunkt zu setzen.
Auf dem Nachhauseweg startete ich in meine erste Pause. Soweit ich mich erinnere, dauerte sie fast zwei Tage. Dabei half mir der Satz: »Diese jetzt nicht!« den ich bei jedem Verlangen anwandte.

Trainingsvorschlag:

Nehme dir zunächst einmal eine terminoffene Auszeit. Diese kann einige Stunden anhalten, einen Tag, eine Woche oder auch länger. Dehne diese Auszeit nach und nach aus und automatisch wirst du im Laufe der Zeit in diesem Zustand bleiben. Begrenze sie nicht in Stunden, sondern lasse das Ende offen. Also z.B. nicht: »Ich werde jetzt eine Pause von zwei Stunden machen.« Dann wirst du ständig auf die Uhr sehen und dir bereits nach 110 Minuten eine Zigarette anstecken. Natürlich nur dann, wenn es dir so ergeht wie mir.

Grenzenlose Pausen verlängern sich unbemerkt, denn Zeitgrenzen bestehen nur in unserem Bewusstsein. Nach einiger Übung kannst du auch Pausen einlegen, die du auf einen Tag oder auch mehrere ausdehnen kannst. Harald erzählte mir, dass er immer wieder einmal eine Pause eingelegt habe. An einem Freitag, nach einem feuchtfröhlichen Abend mit Freunden nahm er sich vor, bis Montag nicht zu rauchen. Am Montag war er so stolz auf seine Leistung, dass er einfach nicht mehr mit dem Rauchen anfing.




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